Tim Werths Interview

Der deutsche Schauspieler Tim Werths, geboren in Aachen, ist seit 2019/20 Teil des Burgtheater Ensembles. Bevor er seinen Weg nach Wien fand, spielte er in München, Bochum und Frankfurt. 

Wir haben uns mit Tim über seine Karriere, seine Wünsche und Hoffnungen unterhalten

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Foto: @Falk Werths

Secret Vienna: Warum bist du Schauspieler geworden? Was hat dein Interesse geweckt?

Tim Werths: Ich hatte keine positive Beziehung zur Schule und zu einigen Lehrern; und als ich das erste Mal die Magie des Schauspiels erlebte, fühlte ich mich davon angezogen. Mein Bruder hatte bereits Erfahrung mit Schauspiel als ich damit in Kontakt kam und es hat Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen, also wollte ich es selbst ausprobieren. Später, nachdem ich als Teil von Theatergruppen aktiv war, fand ich heraus, wo ich es studieren könnte; also zog ich nach Frankfurt und begann dort meinen Weg. 

SV: Warst du schon einmal in Wien, bevor du hierher gezogen bist?

Tim: Einmal waren wir fünf Tage hier als ich mit einer Theaterproduktion unterwegs war. Ich fand mich von der Stadt überwältigt, aber ich habe sie lieben gelernt. Je mehr man sich jedoch an Wien gewöhnt, desto weniger nimmt man die Schönheit der Stadt wahr. Erst wenn man die Stadt für eine Weile verlässt, vermisst man diesen Ort wieder.

SV: Du hast deinen Aufenthalt in Wien mitten in der Pandemie begonnen. Hat es lange gedauert, sich zurechtzufinden?

Tim: Ich habe eine Weile gebraucht, um die Stadt kennenzulernen. Ich versuche immer noch mich zurechtzufinden. Aber das Ensemble des Burgtheaters hat mich gut aufgenommen. Es war eine ziemlich große Gruppe von über fünfzig Leuten; mittlerweile sind wir über siebzig. Es ist ein schönes Gefühl, Teil einer so homogenen Gruppe zu sein.

SV: Was macht Wien für dich so besonders?

Tim: Wien vermittelt das Gefühl, der Mittelpunkt der europäischen Kunstszene zu sein; das mag zumindest teilweise stimmen. Auf der einen Seite würde ich sagen, dass es keinen wirklichen Mittelpunkt gibt, aber auf der anderen Seite steht Wien genau dafür. Ich meine, schau dir das Auftreten einiger Leute an, die das Burgtheater besuchen, du wirst Leute finden, die in Ballkleidern gekleidet sind und Diademe tragen; was mir am Anfang ziemlich seltsam vorkam, aber jetzt sehe ich es gerne.

SV: Wenn Freunde zu Besuch kommen, was zeigst du ihnen in Wien?

Tim: Das Burgtheater; den Prater, ich liebe es, wie grün es dort ist; Eigentlich alles in Wien, man muss nicht aktiv nach schönen Plätzen suchen, man stolpert einfach über sie. Aber wie gesagt, ich versuche immer noch Wien selbst zu erleben.

SV: Kann man deine Erfahrungen mit Schauspiel in Wien mit Erfahrungen in anderen Städten vergleichen?

Tim: Ich habe das Gefühl, dass Wien eine sehr starke Verbindung zum Burgtheater hat. Darauf sind die Wiener*innen stolz und das ist etwas Besonderes. Diese Wertschätzung für Kunst und die Theaterhäuser findet man nicht in vielen anderen Städten. Wien zelebriert die Liebe zur Kunstszene wie keine andere Stadt, in der ich gearbeitet habe.

SV: Hast du Wünsche oder Hoffnungen für die Zukunft der Wiener Kulturszene?

Tim: Eine wachsende Offenheit für Schauspielerinnen und Schauspieler mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen; für Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Wir brauchen mehr Vielfalt. Es wird schnell langweilig, wenn alles nur eintönig ist.

Wir danken Tim für seine Zeit und können es nicht erwarten, seinen Weg zu verfolgen  – wohin dieser ihn auch führen mag.

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