Der Graben: Mehr als nur ein Name
Name ist Schall und Rauch, jedenfalls wenn es nach Shakespeares Julia geht. Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften. Aber kann dies auch anders sein? Kann ein Graben etwas anderes sein als eine Grube im Grund?
Das pulsierende Herz Wiens
Das Zentrum Wiens zieht seinen Fokus auf den Stephansdom, das hiastorische Herz unserer Stadt. Die Leute strömen von den angrenzenden Gassen und Straßen dorthin, sei es über die Kärntnerstraße, die Rotenturmstraße oder über eine Vielzahl an historischen Gässchen. Und viele von Ihnen werden bestimmt auch den Graben kennen.
Von einem Ende zum anderen braucht es vielleicht fünf Minuten, man kommt an Shops vorbei, an Restaurants und an historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Fast jedes dieser Gebäude hat einen direkten Bezug zu Wiens imposanter Geschichte.
Ein historischer Treffpunkt
Die Geschichte dieser Straße ist eine etwas ältere. Sie diente als Straßenmarkt vom 13. Jahrhundert an – bis die letzten Geschäfte im 19. Jahrhundert geschlossen wurden. Es war auch hier als die Wiener*innen, dank Maximilian II., 1552 den ersten Elefanten sahen; dieses Ereignis gab auch dem Elefantenhaus seinen Namen. Feierlichkeiten zu Krönungen der Habsburger fanden hier statt, auch 1740 zum Antritt der Regentschaft von Maria Theresia. Wir wissen auch, dass Grabenfiaker und Grabennymphen hier Arbeit fanden. Auch steht die Pestsäule sehr prominent am Graben, um an die Pest zu erinnern, die die europäischen Städte heimsuchte. Doch erst im späten 18. Jahrhundert bekam der Graben den Ruf als der Platz in Wien, wo das Große und Gute gesehen werden kann.
Der Graben und seine Bedeutung
Aber wie kam es aber zu diesem Namen? Warum fanden in einem Graben solche Festlichkeiten statt? Um dies beantworten zu können, müssen wir uns mit den ersten Kapiteln der Stadtgeschichte befassen. Der Graben geht auf die römische Besatzung Vindobona zurück. Gebaut noch vor dem Jahr 100, wurde die Garnisonsstadt von Befestigungsanlagen geschützt, die alle durch einen Graben flankiert wurden. Diese Gräben wurden aufgefüllt als die Babenberger anfingen die Stadt am Ende des 12. Jahrhunderts zu erweitern. Nur wenige der damals aufgefüllten Hinterlassenschaften der Römer können heute noch betrachtet werden, im Römischen Museum am Hohen Markt. Der Name der Straße blieb aber bis heute.
Ein Spaziergang durch die Geschichte
Das nächste Mal, wenn Sie sich im Stadtzentrum wiederfinden, nehmen Sie sich die Zeit und spazieren Sie den Graben entlang. Lassen Sie die imposante Geschichte der Straße auf sich wirken und seien Sie vielleicht sogar etwas stolz. Einen Graben in eine der bekanntesten Straßen der Stadt zu verwandeln ist eine Sache, aber den Namen beizubehalten, hat schon etwas poetischen an sich.